Unfallversicherung als Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung?

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist nach einhelliger Expertenansicht eine der wichtigsten Versicherungen überhaupt. Doch nicht alle Berufstätigen können ihre Arbeitskraft tatsächlich absichern. Für Menschen mit Vorerkrankungen, körperlich fordernden Berufen oder riskanten Hobbys werden hohe Risikoaufschläge fällig, so dass der Schutz kaum zu bezahlen ist. In einigen Fällen wird Antrag sogar komplett abgelehnt. Taugt die Unfallversicherung dann als Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung?

Die gesetzliche Unfallversicherung allein kommt nur für Schadensfälle im Zusammenhang mit der Arbeit auf. Zwei von drei Unfällen ereignen sich jedoch in der Freizeit. Somit ist es wichtig, privat vorzusorgen. Die Redaktion von berufsunfaehigkeitsversicherung-test.de vergleicht in diesem Beitrag ausführlich Leistungen und Kosten der Unfall- und Arbeitsunfähigkeitsversicherung. Außerdem verraten wir, wie gut sich eine Unfallversicherung als Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung eignet und woran Verbraucher eine optimale Versicherung erkennen.

Unfallversicherung als Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung: Vergleich der Leistungen

Für die Annahme in einer Berufsunfähigkeitsversicherung muss eine Gesundheitsprüfung abgelegt werden. Anschließend werden anhand des Risikos die Prämien festgelegt, eventuell Leistungen ausgeschlossen oder im schlechtesten Fall für den Verbraucher der Antrag abgelehnt. Kommt ein Vertrag zu Stande, wird die Arbeitskraft des Kunden gegen fast alle erdenklichen Schadensfälle wie Krankheiten und Unfälle abgesichert. Damit der Versicherungsnehmer im Fall einer gesundheitlichen Beeinträchtigung Leistungen erhält, muss er zu weniger als 50 Prozent in der Lage sein, seinen zuletzt ausgeübten Beruf auszuüben. Vereinfacht gesagt darf er nur noch im Stande sein, weniger als die Hälfte der Zeit zu arbeiten. In diesem Fall erhält er von dem Berufsunfähigkeitsversicherer eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente.

Auch die Unfallversicherung soll dazu dienen, wegfallende Einnahmen zu kompensieren. Unter einem Unfall werden in erster Linie plötzlich unerwartet auf den Körper einwirkende Kräften verstanden, welche die Gesundheit des Kunden unfreiwillig schäden. Darüber hinaus sind zumeist auch Unfälle in Folge von Kraftanstrengungen abgedeckt. Typische Fälle sind zum Beispiel Stürze oder Verletzungen bei einem Wettkampf im Breitensport. Allerdings sind einige Ursachen explizit ausgeschlossen: Dazu zählen etwa Schlaganfälle oder Krämpfe, Schäden an Bandscheiben oder inneren Organen und dem Gehirn sowie wie psychische Erkrankungen. Auch einige äußere Einflüsse wie die Einwirkung von Strahlung oder Eingriffe am Körper sind nicht mit in die Police eingeschlossen.

Eine Unfallversicherung sieht in der Regel im Schadensfall eine einmalige hohe Kapitalzahlung vor, mit der beispielsweise Umbaumaßnahmen oder therapeutische Maßnahmen bezahlt werden können. Jedoch können stattdessen auch monatliche Renten vereinbart werden. In jedem Fall ist neben dem Invaliditätsschutz auch eine finanzielle Absicherung der Hinterbliebenen für den Todesfall vorgesehen.

Wer nicht nur den Basis-Tarif in Anspruch nimmt und dementsprechend mehr Geld investiert, erhält in den Top- und Premium-Angeboten vieler Versicherer Leistungen, die deutlich über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen hinausgehen. So können auch etwa gesundheitliche Folgen nach einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall ebenso versichert werden wie Infektionskrankheiten oder Vergiftungen. Auch zusätzliche geschlechtstypische Tarife werden in selten Fällen angeboten. Ein Beispiel hierfür ist etwa Brustkrebs bei Frauen.

Vergleich der Kosten von Unfallversicherung und Berufsunfähigkeit

Die Kosten für die Unfallversicherung und den Schutz vor Berufsunfähigkeit sind von Person zu Person unterschiedlich. Neben der Berufsgruppe und den Hobbys tragen aber auch die Anbieter selbst in einem hohen Maß zu einer großen Preisspanne bei. Somit fällt es schwer, pauschale Angaben zu den Kosten von Unfall- und Berufsunfähigkeitsversicherung zu machen.

Klar ist, dass die reine Unfallversicherung deutlich günstiger ist. In einem Beispielfall der Stiftung Warentest zahlt eine 45-jährige Mutter für ihre Unfallversicherung 308 Euro und für die Absicherung ihrer Arbeitskraft rund 1.100 Euro im Jahr. In weiteren Einzelfällen zahlt eine 22-jährige Auszubildende 129 Euro, ein Senior 146 Euro im Jahr für seine Unfallversicherung. Dadurch wird deutlich, dass im Monat mindestens 10 Euro für eine gute Absicherung gegen Unglücke einzuplanen sind. Günstigere Tarife können oftmals bei den Leistungen nicht mithalten. Ein guter Schutz kostet im Normalfall zwischen 130 bis 180 Euro im Jahr, ein Angebot mit exzellenten Leistungen ist nach Angaben der Stiftung Warentest für Frauen ab 221 Euro und für Männer ab 236 Euro im Jahr zu haben. Dabei ist zu beachten, dass für gefährliche Berufe ein höherer Beitrag zu erwarten ist.

BU Versicherung vier mal teurer

Selbst für kerngesunde 30-jährige Modellkaufmänner und Frauen ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung laut Stiftung Warentest etwa vier Mal so teuer. Der günstigste Tarif für Männer im Test 06/201 lag bei 850 Euro, für Frauen bei rund 1.000 Euro. Im schlechtesten Fall zahlten die Kundin 1.860 Euro, der Mann 1.440 Euro.

Dieser Test berücksichtigt jedoch nicht, wie viel Menschen mit körperlich fordernden Berufen ausgeben müssen. Wie Michael Franke, Geschäftsführer der renommierten Rating-Agentur Franke & Bornberg weiß, sind Monatsbeiträge von 300 Euro längst keine Seltenheit mehr. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung fließt die Berufsgruppe äußerst stark in die Berechnung der Prämien mit ein. Nach einer Marktanalyse von Franke & Bornberg aus dem Jahr 2013 müssen Maurer für eine monatliche Rente von 1.500 Euro im Monat 241,86 bis 414,21 Euro investieren – so viel wie etwa ein Monat in der Unfallversicherung kosten würde. Hochgerechnet auf das Jahr sind das rund 2.900 bis 4.700 Euro. Mathematiker zahlen hingegen nur 47,71 bis 107,44 Euro – also in keinem Fall mehr als 1.300 Euro. Wie viel eine Unfallversicherung in Relation zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung kostet, hängt also in erster Linie entscheidend mit der eigenen Berufsgruppe sowie eventuellen Vorerkrankungen zusammen.

Vor- und Nachteile der Unfallversicherung als Alternative zur Berufsunfähigkeit

Eine Unfallversicherung hat als Alternative zur Berufsunfähigkeitssversicherung den Vorteil, dass sie deutlich besser anerkannt wird. Nicht selten landen Fälle der Arbeitsunfähigkeitsversicherung vor Gericht, weil sich beide Seiten uneinig sind, ob eine 50-prozentige Beeinträchtigung besteht. In der Unfallversicherung ist jedoch eine Abstufung, eine sogenannte Gliedertaxe vorgesehen. Bei jeder Versicherung sind die Invaliditätsgrade nach den verschiedenen Körperteilen genau beschrieben. Natürlich fällt die Zahlung mit zunehmendem Grad der Invalidität höher aus. Bei einer 70-prozentigen Beeinträchtigung werden zum Beispiel 70.000 Euro von einer Versicherungssumme in Höhe von 100.000 ausgezahlt. Dies ist etwa der Fall, wenn der Arm im Schultergelenk oder das Bein über die Mitte des Oberschenkels verrenkt ist.

Eine weniger starke Benachteiligung von 10 Prozent stellen etwa eine Taubheit im Zeigefinger oder der Verlust des Geruchsinns dar. Damit die volle Summe an den Kunden überwiesen wird, muss auch eine volle Invalidität durch einen Arzt festgestellt werden. Wird eine teilweise Fehlfunktion diagnostiziert, wird die Summe anteilig ausgezahlt. Durch die Tabelle ist ein Schadensfall deutlich leichter nachzuweisen, so dass weniger strittige Fälle entstehen.Demgegenüber steht der große Nachteil, dass eine Unfallversicherung keine Krankheiten abgedeckt. Körperliche Leiden wie chronische Rückenschmerzen sind deutlich häufiger dafür verantwortlich, dass der Beruf frühzeitig aufgegeben werden muss. Nicht einmal jeder zehnte Deutsche beendet seinen Job in Folge eines Unfalls.

Die Gesellschaft Deutscher Versicherer konstatiert, dass die Wahrscheinlichkeit, durch eine Krankheit berufsunfähig zu werden, neun Mal so hoch ist wie durch einen Unfall. Somit ist eine Unfallversicherung als gleichwertige Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung ungeeignet. Auch die Stiftung Warentest resümiert, dass eine Absicherung vor Unfällen kein Ersatz, sondern eine sinnvolle Ergänzung für die Arbeitsunfähigkeitsversicherung darstellt. Dennoch ist nach Einschätzung der Verbraucherschützer eine teilweise Absicherung in jedem Fall besser als keine.

Weitere Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung

Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist in der Regel die erste Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung und um bis zu 40 Prozent günstiger. Sie kommt jedoch nur dann auf, wenn der Versicherungsnehmer so stark geschädigt ist, dass er für den Arbeitsmarkt nicht mehr in Frage kommt. Zudem wird der Schutz ähnlich wie bei der Arbeitsunfähigkeitsversicherung vielen Risikogruppen verwehrt.

Nach Ansicht der Stiftung Warentest ist sie zum Schutz vor Invalidität insgesamt aber besser geeignet als eine Unfallversicherung. Insbesondere für Hausfrauen- und Männer sowie Selbstständige, die Aufgaben an Angestellte delegieren können, ist diese Form der Absicherung interessant. Sie haben in der Praxis häufig Probleme bei der Anerkennung ihrer Arbeitsunfähigkeit. Häufig wird ihnen eine Zahlung aus der Berufsunfähigkeitsversicherung nur gewährt, wenn ohnehin eine Erwerbsunfähigkeit erreicht ist. Somit stellt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung eine kostengünstige Alternative dar.

Dread Disease also weiterer Ergänzung

Um auch für Menschen ohne Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung einen möglichst umfassenden Schutz zu gewährleisten, kann die Unfallversicherung mit anderen privaten Policen kombiniert werden. So kann die Absicherung der eigenen Arbeitskraft neben Unfällen zumindest teilweise auch um Krankheiten ergänzt werden. Eine ergänzende Alternative ist die Dread Disease Versicherung, die bei Schweren Krankheiten aufkommt. Somit werden bestimmte Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall versichert, jedoch sind psychische Leiden oder vermeintlich leichte, aber chronische Erkrankungen nicht mit abgedeckt. Ein gleichwertiger Schutz ist also nicht zu erwarten. Dazu kommt, dass die Dread Disease Versicherung eine kostspielige Angelegenheit ist. Immerhin zahlt die Versicherung im Schadensfall unabhängig davon, ob tatsächlich eine Arbeitsunfähigkeit entsteht oder nicht.

Für wen lohnt sich eine Unfallversicherung?

Unfallversicherungen sind als eigenständige Police oder in Kombination mit anderen Produkten für bestimme Zielgruppen als teilweiser Ersatz einer Berufsunfähigkeitsversicherung besonders geeignet. Dies trifft in erster Linie auf Menschen zu, die von der Arbeitsunfähigkeitsversicherer hohe Risikoaufschläge oder gar eine Ablehnung erwarten müssen. Für sie kann der Tipp hilfreich sein, mit Hilfe eines unabhängigen Beraters oder Versicherungsmaklers zunächst eine kostenpflichtige anonyme Anfrage an ein Unternehmen zu stellen.

Tipp: Anonyme Voranfrage

Eine Ablehnung wird in einem zentralen Register vermerkt und wirkt sich bei weiteren Anfragen möglicherweise negativ für den Verbraucher aus.Besonders eignet sich eine Unfallversicherung als Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung für Menschen, die sich bereits einer Psychotherapie unterzogen haben. Auch Allergiker oder Bürger mit chronischen Rückenbeschwerden finden in vielen Fällen keinen Platz mehr bei der Arbeitsunfähigkeitspolice.

Ähnlich empfehlenswert ist eine Unfallversicherung für typische Risikoberufe wie etwa Gerüstbauer, Dachdecker und Maurer. Für Motorrad- und Rennradfahrer sowie Mountainbikefahrer ist die Unfallversicherung eingeschränkt sinnvoll – während der private Schutz durchaus helfen kann, sind sportliche Wettkämpfe „zur Erzielung von Höchstgeschwindigkeiten“ meistens nicht eingeschlossen. Auch Extremsportler können das gewünschte Risiko oftmals nicht versichern.

Eine Unfallversicherung kann darüber hinaus auch aus anderen Motiven vielversprechend sein. Senioren müssen ihre Arbeitskraft nicht mehr absichern und sind für Unfälle besonders anfällig. Im Alter sollte bei dem Abschluss aber unbedingt nachgefragt werden, inwieweit selbstverschuldete Unfälle etwa im Haushalt, mit eingeschlossen sind. Auch auf die zusätzliche Absicherung gegen Herzinfarkt oder Schlaganfall gewinnt mit zunehmendem Alter an Bedeutung.

Für Privatversicherte lohnt sich eine Unfallversicherung im Übrigen weniger. Sie sind durch die zusätzlichen Leistungen einer guten Krankenversicherung in den allermeisten Fällen ohnehin gegen die Folgen eines Unfalls abgesichert.

Tipps zum Abschluss einer Unfallversicherung

Wer sich dafür entschieden hat, eine Unfallversicherung abzuschließen, sollte seine Unterschrift nicht vorschnell unter den erstbesten Vertrag setzen. Nach Einschätzung der Stiftung Warentest haben viele Menschen eine schlechte und teure Unfallversicherung abgeschlossen. Daher ist es wichtig, sich im Vorfeld über die wichtigen Inhalte der Police zu informieren und mit diesen Kenntnissen anschließend einen Preis- und Leistungsvergleich der Anbieter durchzuführen.

Dabei helfen entsprechende Testberichte von Instituten und Zeitschriften wie Stiftung Warentest, Focus Money, Ökotest oder dem Deutschen Institut für Service Qualität als erste Einschätzung. Darüber hinaus sollte aber auch immer ein individueller Test durchgeführt werden, der genau auf die persönlichen Bedürfnisse abzielt. Dies ist etwa über Online-Vergleichsrechner oder in weitergehenden persönlichen Beratungsgespräche mit Experten möglich.

Beim Abschluss einer Unfallversicherung sollte das Augenmerk auf folgende wichtige Vertragsinhalte gerichtet werden:

  • Die richtige Wahl der Deckungssumme: Der eigene Kapitalbedarf richtet sich nach dem Jahresbruttoeinkommen und dem Alter. Ein 20-Jähriger sollte etwa doppelt so viel absichern wie ein 50-Jähriger. Menschen mit höherem Einkommen können wiederum natürlich eine höhere Summe wählen als Geringverdiener. Senioren benötigen im Schadensfall 100.000 Euro, Kinder 150.000 Euro. Junge Leute sollten keinesfalls weniger als 100.000 Euro, besser 150.000 Euro einplanen. Finanzen.de schlägt beispielsweise für einen 20-Jährigen mit einem Bruttoeinkommen von 20.000 Euro eine Versicherungssumme von 120.000 Euro vor. Bei einem doppelten Einkommen im gleichen Alter sollte auch die doppelte Summe gewählt werden.
  • Progressionssumme optimal festlegen: Für eine schwere Invalidität ist der Finanzbedarf deutlich höher als bei kleineren Beeinträchtigungen. Dieser Aspekt wird durch eine Progression berücksichtigt, durch welche die Auszahlung mit dem Grad der Invalidität immer weiter ansteigt. Empfehlenswert sind mindestens 225 oder im Idealfall 350 Prozent Progression.
  • Auszahlung der Leistungen: Schon ab einer Invalidität von 1 Prozent sollte die Unfallversicherung für den Schaden aufkommen. Auch der genaue Umfang der Absicherung sollte unter die Lupe genommen werden. Gute Police übernehmen auch Unfälle, die nach der Einnahme von Alkohol oder durch epileptische Anfälle, Schlaganfälle und Herzinfarkte entstanden sind. In Ausnahmefällen ist es auch möglich, nach psychischen Erkrankungen Leistungen zu erhalten.

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